2. Bundesliga
Spieltag 23 - 1. März 2015RB Leipzig - 1. FC Union Berlin 3:2 (3:2)
hinter jeder Ecke Marketingstrategien entdeckt hat... sukLeipzig. Leipzig ist ja nun mal so ne Sache. Schon früher konnte ich weder etwas mit grün-weiß, noch (natürlich) mit gelb-blau anfangen. Und auch rot-weiß-blau ist aus verständlichen Gründen relativ unsympathisch. Leipzig – eine in Vereinen manifestierte No-Go-Area. Und doch... und doch war mir eigentlich relativ zeitig klar, dass diese Regel noch einmal gebrochen werden musste, denn diesen Klamauk im Leipziger Zentralstadion, wollte ich mir unbedingt einmal mit eigenen Augen ansehen. Und weil die alten Rasenkrieger sich (bis auf Rocco natürlich – check) gerade etwas weniger um Leipziger Auswärtsfahrten, als vielmehr um Familiensonntage und Karrieresprünge kümmern, kam mir das Angebot eines Tagesausflugs nach Sachsen mit FUDU-Tours natürlich gerade recht.
Als ich mich mit Heinzi Schmolke schon auf eine Fahrt mit dem Reisebus geeinigt hatte, trat plötzlich der IKEA Hooligan auf den Plan und bot unvermittelt zwei Autoplätze an. Läuft. Uns aller Holger hatte (natürlich möchte man sagen) bereits andere Pläne und konnte auch dieses Wochenende nicht mit nur einem Fußballspiel auskommen. Was es in Halle vs. Rostock aber nun so zu sehen gab und welche Unioner noch auf der Tribüne saßen, wird hier nun heute aber nicht geklärt. Ostscheiße, sage ICH ja dazu gerne. Aber das ist ein anderes Thema.
Kommen wir lieber zur aktuelleren Ostscheiße – Leipzig. Gab ja da noch was, nämlich das Traditionsspiel. Auch da stand meine persönliche Meinung schnell fest – der Kopf sagt ja, aber das Herz sagt nein. Siehe oben. So war es mir natürlich sehr recht, dass auch meine Fahrgemeinschaft keinerlei Interesse hatte an Losfahren vor dem Aufstehen und lediglich zum Hauptspiel erscheinen wollte. So gab es also mit 8 Uhr 30 Ostkreuz eine schön entspannten Treffzeit und mit dem, bereits in früheren Berichten eingeführten, Tschechenbentley ein mehr als bequemes Vehikel für den Transport. Vor allem das Platzangebot muss erwähnt werden – wenn auch begünstigt durch die gesundheitlich bedingte Absage des Herrn Schmolke. Dead Bull, sage ich nur. So blieb es denn also doch nur bei mir und meinen beiden Gastgebern, dem IKEA Hooligan und seiner Holden, welche auf der Hinfahrt trotz Mistwetters für einen zügigen Transfer sorgte.
Die Gespräche während der Fahrt schwelgten oft in Erinnerungen bei den unterschiedlichsten Themen und in den fundamentalen Dingen herrschte uneingeschränkte Einigkeit. So ließ es sich natürlich aushalten und die eh nur kurze Fahrzeit verging wie im Flug. Ziel der Reise war übrigens die Wohnung von Uganda-Schorsch, in welcher mit Holger und dem Spreewaldschurken bereits weitere auch hier nicht ganz unbekannte Charaktere... ähm... nun... „ihren Rausch ausschliefen“ trifft es wohl am ehesten. Von Schorsch war übrigens zu erfahren, dass er in Deutschland und Uganda u.a. am Fabio-Fahrradprojekt mitwirkt, für das ich an dieser Stelle sehr gerne mal kurz aufmerksam machen möchte: Gute Sache, das.
Wir näherten uns der versoffenen Bande verdammt schnell, doch als der Tschechenbentley sein Ziel in Connewitz erreicht hatte, waren überraschenderweise schon alle bereits auf, gewaschen und angezogen. Mehr kann man in Leipzig erst mal nicht erwarten, möchte ich sagen. Und so ging es dann auch gleich relativ zielsicher weiter in Richtung Zentralstadion. Für mich persönlich ja auch Neuland. Bin ja eh der Meinung, dass sich Michael Kölmel da nicht unbedingt so sehr hätte engagieren sollen. Sieht ja schick aus, wie dass da so in die alte Mulde reingesetzt worden ist, aber... ach die Farbe und die Bögen und, und, und. Und jetzt auch noch RB. Aber fangen wir vorne an.
Die Straßenbahn kommt am Zentralstadion an, zahlreichen Familien steigen mit uns aus. Das Bild des RB-Mitläufers wird sich bis nach Spielende nicht mehr ändern. Keine Naziprolls und auch keine Connewitzer Studenten. Einfach nur stinknormale Langeweiler, die einfach völlig wertefrei Fußball kieken wollen. Ideales Stimmvieh. Nichts hinterfragen, hingehen, Schal kaufen, setzen, warten was passiert. Es ist das perfekte Publikum für diese Idee, dort in Leipzig. Und wie sehr man dort im Zentralstadion bei Null anfängt, sieht man spätestens am ersten Eingang, wo auf nicht zu übersehenden Folien umfangreich aufgezählt wird, was nicht in das Stadion mitgenommen werden darf. Ob sich in Leipzig jemand daran stört, dass dort Fahnen und Papierrollen mit Schusswaffen und Drogen gleichgesetzt werden? Tiere dürfen auch nicht rein. Wer hätte das gedacht?!
Auf dem Weg zum Stadion passieren wir ein Spiel von Hobbybolzern, die so selbstverständlich dort kicken, dass sie eigentlich nur von RB bezahlt sein können, um familiäre Entspanntheit zu demonstrieren. Das jedenfalls mein erster Gedanke. Als nächstes fallen Bastelpappen ins Auge, die man mit etwas Geschick, zu kleinen Flüstertüten zusammenstecken kann. Da hat sich ein RB-Marketingstratege ein schönes verlängertes Wochenende mit Stadionbesuch in Salzburg verdient, möchte ich wetten. Für zwei Personen, versteht sich. Im Stadion dann die erste echte Enttäuschung - tatsächlich gibt es im Stadion KEINE RB-Cashcard zu erwerben. Man kann seine Dose Red Bull tatsächlich in bar bezahlen. Schade, hätte so gut gepasst, fand nicht nur Holger.
Wir nahmen unsere Plätze ein, und achteten auch streng darauf, dass wir die richtigen Sitze belegten. Immerhin befanden wir uns mitten im Feindesland (auf mehreren Ebenen), was aber – wie wir spätestens nach dem ersten Union-Treffer feststellten – bereits großräumig unterwandert war. Es gab… ja doch, überraschend angenehme Musik, überhaupt nicht ZU aufdringliche Beschallung, bis… ja bis dieser – nun, trifft es Kasperkopp eigentlich noch richtig? – den Rasen betrat. Es folgte ein Auftritt wie… ach, warum soll ich mich abmühen und Vergleiche suchen?! Ich habe so was noch nie erlebt. Ich meine, die ehemaligen Bundesligisten, die wir bisher so oder so erlebten (Cottbus, Hertha, Lautern ect) hatten alle ihre eigene, des breiten Eventpublikums geschuldeten vermeintlichen Stimmungsknaller. Aber was der da abzog… Und alles, alles, alles klang und sah von vorne bis hinten so durchgezeichnet, vorgegeben und abgesegnet aus, wie ich es mir in den schlimmsten Träumen vorher nicht ausgemalt hätte. Selbst von der zwingenden Dreifachnennung des Torschützen, bis zum (mit dramatischer Pause vor dem) sachlich neutral gesagten „FC Union Berlin“, nach dem hinaus posaunten „eeeR Beee LEIIIIPZIIIIIG“, war alles an (als unabdingbares Klischee gedachtes und auf dem Reißbrett auf das RB-Publikum zugeschnittenes) Event-Gedöhns am Start. Es wurde wirklich NICHTS ausgelassen. Selbst das Fehlen der Cheerleader passte perfekt.
Und das Publikum? Jubelt ausgelassen und bleibt ansonsten brav, bis es von der Hintertortribüne zum Mitmachen aufgefordert wird. Alles so, wie es sein soll. Selbst das Bitten nach der Halbzeit, dass wir uns doch wieder hinsetzen sollten, blieb bis weit nach der Pause höflich. Lediglich der IKEA Hooligan (passenderweise ;) wurde Ziel eines überschwänglich feiernden (um nicht zu sagen „ihm ins Gesicht brüllenden“) Daddys. Doch bevor es zu unschönen Szenen in Sitzreihe 23 kommen konnte, denn der Oberkörper unseres Mitstreiters war bereits merklich nach vorne geschnellt, übernahm seine Freundin das Kommando und watschte den Daddy nebst dessen Schnalle verbal gekonnt ab. Schade… ;)
Nun – um das Unangenehme nicht unnötig in die Länge zu ziehen, der Nachmittag entwickelte sich eher unerfreulich, von kurzen Hoffnungsphasen unterbrochen. Auch das Mitwirken des nun endlich vollen Gästeblocks nach der Pause, konnte die allgemeine Berliner Verdrießlichkeit nur bedingt überspielen. Es war schlicht ärgerlich, einfach weil sich RB auch an diesem Tage alles andere als unschlagbar präsentierte. Aber ohne Abwehr wird’s halt eng, wa?
Stimmungstechnisch kann man nicht sagen, dass sich im Fanblock des Projekts akustisch nichts getan hätte. Da war schon ziemlich Alarm das ganze Spiel über. Aber wie auch die am Reißbrett entworfenen Blockfahnen, wirkten auch die Gesänge seltsam durchstrukturiert. Es lässt sich echt nicht anders sagen. Und wenn es noch einen deutlicheren Beweis für die fehlende Tradition dieser ganzen Baggage geben müsste – nicht ein einziges Mal gab es an diesem Tag in Sachsen ein „Juden Berlin“ zu hören. Absolut empörend! Macht mal eure Hausaufgaben, hier Heinis!
Union schallte in der zweiten Hälfte gewohnt routiniert und war nett anzuhören. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.Tja, und das war es dann schon. Wir trollten uns gemächlich und verließen diesen Ort des Wahns. Ob man sich dieses ferngelenkte Volk nächste Saison noch mal ansehen muss? Heute sage ich entschieden nein, aber die örtliche Nähe könnte natürlich unter gewissen Umständen blabla blabla… Für diese Saison haben wir das Kapitel RB jedenfalls glücklicherweise sportlich und vor allem fantechnisch fast bzw. absolut erfolgreich abgeschlossen. Und die nächste Reise verspricht mit der Fahrt nach Darmstadt zumindest noch mal ein Highlight der anderen Art zu werden. Aber lieber nicht zu viel vorfreuen. Gibt sonst nur Ernüchterung…
Bleibt noch zu erwähnen, dass der nackensteife Holger sich schließlich unserer kleinen Autobesatzung anschloss, welche auf dem Rückweg nun vom IKEA/Zentralstadion Pöbler nach Hause gelenkt wurde. Begleitet wurde die Reise von einem unglaublichen Kick in Bremen, welcher für meine Mannschaft im FAFOOMA Managerspiel (NOCH ein Insider ;) leider desaströse Folgen hatte. Aber zu diesem Thema vielleicht später mal etwas mehr…
Und damit eine wichtige Sache auch hier natürlich nicht vergessen wird: Eisern kämpfen, Lisa!
Tore: 1:0 Kaiser (3./FE), 2:0 Kimmich (7.), 2:1 Skrzybski (8.), 3:1 Teigl (13.), 3:2 Polter (29.)
Zuschauer: 24.780
Schiri: Peter GagelmannLeipzig: Coltorti, Teigl, Klostermann
, Sebastian, Jung, Demme, Kimmich, Rebic
(81. Frahn), Kaiser, Damari (76. Reyna), Forsberg (84. Hierländer)
1. FC Union Berlin: Haas, Trimmel, Puncec, Leistner, Schönheim, Kreilach, Parensen
(62. Zejnullahu), Brandy (15. Quiring), Jopek, Skrzybski
(78. Kobylanski), Polter
Willkommen in L.E.
Der Fußball den wir lieben...
...und wenn man die Körperkontrolle hinter sich hat, kann man sich auf dem Weg ins Stadion noch ausreichend bewaffnen.
Und Steine waren ja auch nicht ausdrücklich verboten...
Faszinierend fand ich ja die unglaublich kreativen, selbstgemalten Fanclub-Zaunfahnen...
...und wenn den Marketing-Strategen keine Fanclubs mehr einfallen,
müssen es halt erstmal die mitspielenden Nationen tun, um den "Zaun" voll zu kriegen.
Der Stadionsprecher-Clown begleitete die Mannschaftsaufstellung wahlweise per "Fußball"...
...per "Bowlingkugel"...
...und wenn auch der Bogenschütze nicht passte - mit der Beckerfaust.
...und wer sich jetzt fragt, wie der so verflucht gut drauf sein konnte - hier die Lösung :)
Sicher ist sicher...
Wissta bescheid...